Bourbonen in Frohsdorf         (ab 1844)
Marie Theresia Charlotte de France

die spätere HERZOGIN von ANGOULEME (geb. 1778) ist die Tochter des französichen Königspaares Ludwig XVI. und Marie Antoinette (Tochter von Maria Theresia), die 1795 während der Französischen Revolution hingerichtet wurden.Maria Theresia Charlotte de France verblieb nach dem Tod ihrer Eltern weiter in Gefangenschaft in Frankreich bis es dem österreichischen Kaiserhaus gelang, sie auf diplomatischem Weg über den Austausch mit gefangenen Franzosen nach Wien zu holen, wo sie dann eine Zeitlang am Hof von Kaiser Franz I. lebte.

Ihr Bruder, inoffiziell Ludwig XVII. genannt, der rechtmäßige Thronfolger, wurde vom Gefängniswärter Simon aufgenommen, der nach Jahren den Tod des Thronfolgers meldete. Diese Todesnachricht blieb aber bis heute sehr mysteriös. Jedenfalls blieb Ludwig XVII. verschwunden.

Ein Mann namens Naundorff aus Berlin meldete sich später und behauptete, der französische Thronfolger zu sein. Er reiste seiner angeblichen Schwester nach, aber er bekam nie eine Audienz bei ihr. An ihrem Sterbebett soll sie zu einem General Laroche Jacquelin gesagt haben: "Mein Bruder ist nicht gestorben, das ist der Alpdruck meines ganzen Lebens."   

Königliche Verwandtschaft? und Ludwig XVII (Internet)

In Österreich heiratete Maria Theresia Charlotte de France 1799 ihren Cousin Ludwig Anton de Bourbon, Herzog von Angouleme (Sohn von ihrem Onkel Karl X.). Nach Napoleons Sturz ging sie mit Ludwig XVIII. (Bruder ihres Vaters) nach Frankreich zurück und trat mutig und tatkräftig gegen Napoleon auf, als dieser für 100 Tage von Elba nach Frankreich zurückkehrte.

Napoleon sagte über die Herzogin von Angouleme: "Diese Herzogin ist der einzige Mann der Familie Bourbon."

Die Ehe des Herzogpaares von Angouleme blieb kinderlos. Sie nahmen jedoch ihren Neffen Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord schon in jungen Jahren bei sich auf, um ihn zum französischen Thronfolger zu erziehen.Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord, wurde am 20. September 1820 in Paris geboren, sieben Monate nachdem sein Vater, der Herzog von Berry (Bruder von Herzog von Angouleme), vor der Pariser Oper ermordet wurde. Seine Geburt erregte in legitimistischen Kreisen große Freude, da sie den Fortbestand des Hauses Bourbon sicherte.

1830 wurde sein Großvater Karl X. gezwungen zugunsten seines Enkels abzudanken. Am 29. April 1832 unternahm seine Mutter, Marie Caroline, Gräfin von Berry den Versuch ihren Sohn, den erst zwölfjährigen Heinrich, Herzog von Bordeaux, auf den Thron zu bringen. Der Versuch misslang gänzlich. Sie mussten verkleidet flüchten.

Das Ehepaar von Angouleme nahm nun Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf Chambord zu sich, weil sie seiner Mutter, der Gräfin von Berry, die richtige Erziehung nicht zutrauten. Marie Caroline von Berry führte in ihren Augen ein liederliches Leben. Das Herzogpaar von Angouleme und Graf Chambord lebten einige Zeit im Waldviertel in Kirchberg am Walde. Für den Winter hatten sie in Görz in Italien eine standesgemässe Bleibe. Im Waldviertel war ihnen das Klima auf Dauer zu rauh.Nach dem Tod des Herzogs von Angouleme im Jahre 1844 kaufte die Herzogin das Schloß Frohsdorf, das nun ihre Sommerresidenz wurde.

Königstreue Franzosen reisten dem Grafen Chambord nach und boten ihre Dienste an. So entstand eine richtige französische Kolonie in Frohsdorf. Man könnte sagen es war eine Exilregierung. Auf das hiesige Ortsleben wirkte sich der Bourbonensitz auf Schloss Frohsdorf sehr positiv aus. Die Herzogin von Angouleme war sehr mit der Erzherzogin Sophie befreundet, die öfters mit ihren Söhnen Franz Josef (späterer Kaiser) und Maximilian nach Frohsdorf kam.

1845 ließ die Herzogin von Angouleme das "Neue Haus" für die Dienerschaft erbauen, wo sich 16 Zimmer befanden.

1848 ließ sie hundert Arbeiter aus Wien nach Frohsdorf kommen, die zu beiden Seiten der Leitha zwischen Lanzenkirchen und Frohsdorf Schutzdämme errichteten. (Siehe auch Kapitel Vormärz und Revolutionsjahr 1848 in Lanzenkirchen)

Die immer schwarz gekleidete Herzogin von Angouleme war eine sehr ernste, wortkarge, harte Frau, die aber sozial engagiert und tief religiös war. Sie feierte täglich um 5 Uhr die Frühmesse mit. Trotzdem war sie nicht frei von Rachegedanken. In der Schlosskapelle hatte sie ein Stück des blutbefleckten Hemdes aufbewahrt, das ihr Vater Ludwig XVI. bei seiner Hinrichtung getragen hatte. Den Jahrestag der Hinrichtung ihrer Eltern, verbrachte sie stets allein vor dieser Reliquie. Es wird behauptet, dass sie beim Beten des "Vater unsers" die Worte "wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" ausgelasen hat. Von der Herzogin ging auch der Gedanke aus, in Frohsdorf ein Kloster mit Mädchenschule zu gründen. Sie starb jedoch am 19. Oktober 1851 in Frohsdorf vor Fertigstellung des Klosters. Sie wurde mit einem Totenwagen der Eisenbahn nach Görz überführt und dort in der Familiengruft der Bourbonen beigesetzt.

Pfarrer Ignaz Löffler von Lanzenkirchen hat der "hohen Erdenbürgerin" vor dem Abtransport ihres Leichnams nach Görz einen schönen Nachruf gehalten. Er sagte: "Die Geschichte wird kaum ein zweites Beispiel anführen können, daß jemand der Kelch des Leidens mit solcher Bitterkeit wäre gereicht worden, als dieser erhabenen Königstochter."

Der Erbe der Herzogin von Angouleme war natürlich Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord, der rechtmäßige französische Thronfolger. Er hatte am 16. November 1846 in Bruck an der Mur Maria Theresia Beatrix, Erzherzogin von Österreich-Este geheiratet

Man sagt, dass Charlotte de France ein Testament erstellt hat, das jedoch erst 100 Jahre nach ihrem Tod (also 1951) geöffnet werden dürfe. In diesem Testament vermutet man dass Sie die Wahrheit über ihren Bruder festgehalten ist. Das Testament ist auf seltsame weise verschwunden. Es wurde dem damaligen Bischof übergeben und so vermutet man, dass das Testament im Vatikan liegt. Eine Veröffentlichung könnte das Weltbild und die evtl. Rechte an Besitz stark beinflussen.