Marie Theresia Charlotte de France
die spätere HERZOGIN von ANGOULEME
(geb. 1778) ist die Tochter des französichen Königspaares Ludwig
XVI. und Marie Antoinette (Tochter von Maria Theresia), die 1795
während der Französischen Revolution hingerichtet wurden.Maria
Theresia Charlotte de France verblieb nach dem Tod ihrer Eltern
weiter in Gefangenschaft in Frankreich bis es dem österreichischen
Kaiserhaus gelang, sie auf diplomatischem Weg über den Austausch mit
gefangenen Franzosen nach Wien zu holen, wo sie dann eine Zeitlang
am Hof von Kaiser Franz I. lebte.
Ihr Bruder,
inoffiziell Ludwig XVII.
genannt, der rechtmäßige Thronfolger, wurde vom Gefängniswärter
Simon aufgenommen, der nach Jahren den Tod des Thronfolgers meldete.
Diese Todesnachricht blieb aber bis heute sehr mysteriös.
Jedenfalls blieb Ludwig XVII. verschwunden.
Ein Mann namens Naundorff aus
Berlin meldete sich später und behauptete, der französische
Thronfolger zu sein. Er reiste seiner angeblichen Schwester nach,
aber er bekam nie eine Audienz bei ihr. An
ihrem Sterbebett soll sie zu einem General Laroche Jacquelin gesagt
haben: "Mein Bruder ist nicht gestorben, das ist der Alpdruck meines
ganzen Lebens."
Königliche Verwandtschaft? und
Ludwig XVII (Internet)
In Österreich heiratete
Maria Theresia Charlotte de France 1799 ihren Cousin Ludwig
Anton de Bourbon, Herzog von Angouleme (Sohn von ihrem Onkel
Karl X.). Nach Napoleons Sturz ging sie mit Ludwig XVIII. (Bruder
ihres Vaters) nach Frankreich zurück und trat mutig und tatkräftig
gegen Napoleon auf, als dieser für 100 Tage von Elba nach Frankreich
zurückkehrte.
Napoleon sagte über die
Herzogin von Angouleme: "Diese Herzogin ist der einzige Mann der
Familie Bourbon."
Die Ehe des Herzogpaares von
Angouleme blieb kinderlos. Sie nahmen jedoch ihren Neffen
Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord schon in jungen
Jahren bei sich auf, um ihn zum französischen Thronfolger zu
erziehen.Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord,
wurde am 20. September 1820 in Paris geboren, sieben Monate nachdem
sein Vater, der Herzog von Berry (Bruder von Herzog von
Angouleme), vor der Pariser Oper ermordet wurde. Seine Geburt
erregte in legitimistischen Kreisen große Freude, da sie den
Fortbestand des Hauses Bourbon sicherte.
1830 wurde sein Großvater Karl X.
gezwungen zugunsten seines Enkels abzudanken. Am 29. April 1832
unternahm seine Mutter, Marie Caroline, Gräfin von Berry den
Versuch ihren Sohn, den erst zwölfjährigen Heinrich, Herzog von
Bordeaux, auf den Thron zu bringen. Der Versuch misslang gänzlich.
Sie mussten verkleidet flüchten.
Das Ehepaar von Angouleme nahm
nun Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf Chambord zu sich,
weil sie seiner Mutter, der Gräfin von Berry, die richtige Erziehung
nicht zutrauten. Marie Caroline von Berry führte in ihren Augen ein
liederliches Leben. Das Herzogpaar von Angouleme
und Graf Chambord lebten einige Zeit im Waldviertel in
Kirchberg am Walde. Für den Winter hatten sie in Görz in Italien
eine standesgemässe Bleibe. Im Waldviertel war ihnen das Klima auf
Dauer zu rauh.Nach dem Tod des Herzogs von Angouleme im Jahre
1844 kaufte die Herzogin das Schloß Frohsdorf, das nun ihre
Sommerresidenz wurde.
Königstreue Franzosen reisten dem
Grafen Chambord nach und boten ihre Dienste an. So entstand eine
richtige französische Kolonie in Frohsdorf. Man könnte sagen
es war eine Exilregierung. Auf das hiesige Ortsleben wirkte
sich der Bourbonensitz auf Schloss Frohsdorf sehr positiv aus. Die
Herzogin von Angouleme war sehr mit der Erzherzogin Sophie
befreundet, die öfters mit ihren Söhnen Franz Josef (späterer
Kaiser) und Maximilian nach Frohsdorf kam.
1845 ließ die Herzogin von
Angouleme das "Neue Haus" für die Dienerschaft erbauen, wo
sich 16 Zimmer befanden.
1848 ließ sie hundert
Arbeiter aus Wien nach Frohsdorf kommen, die zu beiden Seiten
der Leitha zwischen Lanzenkirchen und Frohsdorf
Schutzdämme
errichteten. (Siehe auch Kapitel Vormärz und
Revolutionsjahr 1848 in Lanzenkirchen)
Die immer schwarz gekleidete Herzogin
von Angouleme war eine sehr ernste, wortkarge, harte Frau, die aber
sozial engagiert und tief religiös war. Sie feierte täglich um 5 Uhr
die Frühmesse mit. Trotzdem war sie nicht frei von Rachegedanken. In
der Schlosskapelle hatte sie ein Stück des blutbefleckten Hemdes
aufbewahrt, das ihr Vater Ludwig XVI. bei seiner Hinrichtung
getragen hatte. Den Jahrestag der Hinrichtung ihrer Eltern,
verbrachte sie stets allein vor dieser Reliquie. Es wird behauptet,
dass sie beim Beten des "Vater unsers" die Worte "wie auch wir
vergeben unseren Schuldigern" ausgelasen hat. Von der Herzogin ging
auch der Gedanke aus, in Frohsdorf ein Kloster mit Mädchenschule
zu gründen. Sie starb
jedoch am 19. Oktober 1851 in Frohsdorf vor Fertigstellung
des Klosters. Sie wurde mit einem Totenwagen der Eisenbahn nach Görz
überführt und dort in der Familiengruft der Bourbonen beigesetzt.
Pfarrer Ignaz Löffler von
Lanzenkirchen hat der "hohen Erdenbürgerin" vor dem Abtransport
ihres Leichnams nach Görz einen schönen Nachruf gehalten. Er sagte:
"Die Geschichte wird kaum ein zweites Beispiel anführen können, daß
jemand der Kelch des Leidens mit solcher Bitterkeit wäre gereicht
worden, als dieser erhabenen Königstochter."
Der Erbe der Herzogin von Angouleme
war natürlich Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord,
der rechtmäßige französische Thronfolger. Er hatte am 16.
November 1846 in Bruck an der Mur Maria Theresia Beatrix,
Erzherzogin von Österreich-Este geheiratet
Man sagt, dass Charlotte de France ein Testament erstellt hat, das
jedoch erst 100 Jahre nach ihrem Tod (also 1951) geöffnet werden
dürfe. In diesem Testament vermutet man dass Sie die Wahrheit über
ihren Bruder festgehalten ist. Das Testament ist auf seltsame weise
verschwunden. Es wurde dem damaligen Bischof übergeben und so
vermutet man, dass das Testament im Vatikan liegt. Eine
Veröffentlichung könnte das Weltbild und die evtl. Rechte an Besitz
stark beinflussen.