Königliche Verwandtschaft Teil I

Hatte er wohl in Amerika einen steinreichen ledigen Onkel? Man erfuhr nichts Näheres, und erst später ist mir der Sachverhalt klar geworden. Martis Grossmutter väterlicherseits, die zweite Ehefrau des Schmiedemeisters und langjährigen Versamer Messmers Martin Bonadurer (1844 - 1879) war eine Margaretha Rassel (1815 - 1894) von St. Antönien, eine Tochter des in Trimmis wirkenden, dort 1834 verstorbenen Schulmeisters Josef Franz Rassel, und dieser - das klingt zwar recht unglaublich - war der Sohn des 1793 während der französischen Revolution in Paris ums Leben gekommenen Königspaares Ludwig XVI. und Marie-Antoinette. Ihre beiden Kinder, der Dauphin (Kronprinz) Louis XVII. und dessen Schwester haben die Schrecken der Revolutionszeit überlebt. Sie wurden unter scharfer Bewachung im berüchtigten Templegefängnis gefangen gehalten. Der Knabe ist von dort von Königstreuen entführt und mit aller gebotenen Heimlichkeit nach Graubünden, an einen möglichst abgelegenen Ort - eben nach St. Antönien - verbracht worden. In Frankreich hiess es dann später, der Kronprinz sei im Gefängnis gestorben, an  Tuberkulose. Er war eben mit einem anderen schwerkranken Knaben vertauscht worden. So lebte der französische Thronfolger unter dem Decknamen Josef Franz Rassel unerkannt in St. Antönien und später dann als Schulmeister in Trimmis, wo er sich verheiratete und Vater einer neunköpfigen Kinderschar wurde.

Eine seiner Töchter war nun eben Martis Nana (Margereth). Sie war aber sicher ebenso arm wie sein Neni, der von zwei Ehefrauen etwa 17 Kinder hatte d.h. Martin Bonadurer war der Ehemann von Margereth Rassel, das ist eben die Tochtr vom Lehrer Josef Rassel. In Chur gab es eine Patisserie Bonadurer aus der Linie Rassel und es gab einen Bonadurer der für Scherenschnitt bekannt war, auch von Rassel.

Woher sollte dann aber der Reichtum kommen? Von der Schwester des Kronprinzen, des nachmaligen Schulmeisters Josef Franz Rassel in Trimmis. Die Königstochter ist nach Oesterreich an den Hof verbracht worden. Sie ist dann als Herzogin Marie Therese Charlotte sehr reich geworden und 1851 auf dem Schlosse Frohsdorf in Wiener Neustadt im Alter von 93 Jahren kinderlos gestorben. Vor dem Tode hatte sie ein geheimes Testament aufgesetzt mit der Bestimmung, dasselbe dürfe erst nach 100 Jahren eröffnet werden. Ihr Riesenvermögen solle den Nachkommen ihres Bruders zugute kommen. Und zu diesen Nachkommen zählte auch der Uhrenmacher Marti. Aber dieses Testament ist trotz allen Nachforschungen bis jetzt unauffindbar geblieben. Doch sollen diese Nachforschungen scheint's den Beweis erbracht haben, dass es sich bei den in St. Antönien verbürgerten Rassel wirklich um die direkten Nachkommen des französischen Thronfolgers Ludwig XVII. handelt.

Der Uhrenmacher Marti im Armenhaus zu Versam war somit einer seiner Urenkel. Wer hätte das gedacht? Im August 2006 habe ich erfahren, dass am Schamserberg, in Wergenstein, noch eine Person mit dem Namen Rassel lebt.

BÜCHER ZU DIESEM THEMA:

bullet

Marie Antoinette von Stefan Zweig, Fischer Verlag, ISBN 3-596-22220-6

bullet

Was die Weltgeschichte Verschwieg, Robert Widl, Stie/Litz, ISBN 3-7987-0380-9

bullet

Ludwig XVI. und Marie-Antoinettem ISBN-13: 978-3-548-60591-3, ISBN-10: 3-548-60591-5

bullet

The lost King of France, Deborah Cadbury, ISBN 0312-32029-9 (ENGLISCH)

Königliche Verwandtschaft Teil II

Ahnentafel Rassel (königlicher Stammbaum)

Uhrenmacher Marti Bonadurer

Bourbonen in Frohsdorf

Bourbonen in Frohsdorf (link auf die HomePage)

Presse zum Fall und zur Rolle des Vatikans

Bericht aus dem Tagi-Magazin 1993

Im Internet unter www.google.ch geben Sie folgenden Text ein: Louis XVII.

Hat der "Dauphin"- überlebt und sich unter dem Namen Rassel in der Schweiz "versteckt".

                                                      

Antoinette mit Kinder und Madamme Royale                          Marie Thérèse Charlotte de France